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Showing posts from July, 2020

Das tödliche Spiel geht weiter - Die Rückkehr des Würfelmörders

„Reine Bosheit hat noch nie ein Motiv gebraucht und wird auch nie eins brauchen“, heißt es im Prolog von Stefan Ahnhems Thriller „Die Rückkehr des Würfelmörders“ und Bosheit, Menschenverachtung und grausames Kalkül bietet der schwedische Autor seinen Lesern reichlich. Nachdem der Vorgänger „Zehn Stunden tot“ (dazu mehr hier: https://skandinaviaspannung.blogspot.com/2019/05/nervenzehrende-spannung-und-ein-bichen.html ) mit einem Cliffhanger endet, denkt der Serienmörder gar nicht daran, mit seinen Taten zu stoppen. Und auch der andere Täter, gegen den Kommissar Fabian Risk nur heimlich und hinter dem Rücken seiner Kollegen ermitteln kann, mordet weiter. Immerhin, nachdem die Ermittler im ersten Band – im Gegensatz zu den Lesern – im Dunkeln tappten, erkennen sie nun, dass die völlig unterschiedlichen Morde, für die sie auch schon Täter zu haben glaubten, in einem Zusammenhang stehen. Doch bis sie ahnen, wie der Mörder seine Opfer findet, gibt es weitere Leichen. Auch hier könnten s

Von Pfadfindern und Tsunami-Opfern - "Wer zweimal stirbt"

Kommissar Evert Bäckström mag ja der bekannteste Polizist Schwedens sein, aber seine Einsatzbereitschaft ist eher auf den eigenen Genuss focussiert: Im Büro verbringt er so wenig Zeit wie möglich, die widmet er lieber dem Essen und Trinken sowie Frauen, es dürfen auch durchaus Professionelle sein.  Da ist es doch praktisch, wenn ein neuer Fall gewissermaßen an der Haustür klingelt. Im Fall von "Wer zweimal stirbt" von Leif Gw Persson jedenfalls türmt der Nachbarsjunge Edvin, ein liebenswerter Nerd, aus dem Pfadfinderlager, um dem bewunderten Kommissar in einer Plastiktüte einen Schädel sowie seine Schlussfolgerungen zu präsentieren. Der Mischung aus Intelligenz und kindlichem Charme erliegt auch die eigentlich sehr toughe Annika Carlsson, von Bäckström mit der eigentlichen Arbeit betraut, die ungeahnte mütterliche Schutzinstinkte für den Jungen entwickelt. Nach dem Fund des Schädels vor einem Fuchsbau stößt der forensische Suchtrupp in einem verborgenen Erdkeller auf den Re

Dänischer Cozy , Dänische Schuld

Für dänisches hygge-Gefühl gibt es vielleicht doch zu viele Tote und seelisch angeschlagene Menschen. Dennoch ist "Dänische Schuld" von Frida Gronover in erster Linie ein cozy Krimi und weniger ein harter Thriller, ganz besonders im Vergleich mit den düster-realistischen Bücher des Genres. Skandinavisch noir gilt hier eher für die Berufsbekleidung der deutsch-dänischen Protagonistin Gitte Madsen - die ist nämlich Bestatterin in einem Küstenferienort und betätigt sich gerne als Hobby-Detektivin. Sehr zum Missfallen von Ole, dem örtlichen Polizisten, für den sie privat eine ziemliche Schwäche hat. In "Dänische Schuld" kommt Gitte sowohl hauptberuflich als auch hobbymäßig an einen neuen Fall, denn als sie mit einem Freund im besten Restaurant des Ortes zu Abend isst, bricht am Nebentisch ein Mann tot zusammen. Es lag nicht am Pilzgericht (das sich gleichwohl nicht mehr verkauft und von der Speisekarte genommen werden muss), sondern an Zyankali. Das Opfer, ein Immobil

Der Klub der Rächerinnen

Mit „Golden Cage“ hat die schwedische Thriller-Autorin Camilla Läckberg sich bereits ausführlich mit der Rache einer (Ehe-)Frau   als Akt der Selbstbefreiung und Neuerfindung befasst. Mit „No Mercy. Rache ist weiblich“ ist sie dem Thema treu geblieben. Doch auch wenn es diesmal gleich um drei Protagonistinnen geht – vom Umfang her ist dieses Buch mit gerade mal 160 Seiten sehr schmal ausgefallen, mehr Novella als Roman. Dabei wäre doch eigentlich viel Erzählstoff vorhanden, von der ehemaligen Gangsterbraut Viktoria aus Jekaterinburg, die sich von der Heirat mit einem Schweden Sicherheit erhoffte, für ihren Proll-Ehemann aber nur eine Art lebende Sexpuppe darstellt. Grundschullehrerin Birgitta ist in einer lieblosen Ehe mit gewalttätigem Ehemann gefangen und traut sich nach ihrer Krebsdiagnose nicht einmal mit den verräterischen blauen Flecken zu der dringend notwendigen medizinischen Behandlung. Ingrid hat schweren Herzens ihre Karriere als Journalistin aufgegeben, um für ihre kl