Waffenhändler und Verräter - Arne Dahls "Fünf plus drei"

Es wäre vermutlich nicht schlecht gewesen, Arne Dahls vorangegangene Romane aus der Reihe “Berge und Blom” gelesen zu haben. Denn auch wenn “Fünf plus drei” ein abgeschlossener Roman ist, baut er doch auf den Ereignissen, Personen und Beziehungen der beiden ersten Bücher auf. Einiges ist selbsterklärend, bei anderem rätselt man als Neuleser denn doch über die Zusammenhänge, Beweggründe und Motive der Akteure.

Ex-Polizist Sam Berger jedenfalls hat es irgendwann in einem der ersten Bücher auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher Schwedens geschafft – für einen Mord, den nicht er, sondern ein Verräter in den Reihen der schwedischen Sicherheitspolizei begangen hat. Da die Tote obendrein eine Serienmörderin war, leuchtet mir nicht so recht ein, warum die schwedische Staatsmacht Jagd auf Berger macht.

Doch als Leserin bin ich nicht die einzige die rätselt – auch Berger, seine Polizeikollegin Desiree “Deer” und Ex-Säpo-Agentin Molly Blom sinnieren ständig nicht nur über die Puzzleteile, die auf die Spur des Verräters und der von ihm entführte junngenn Frau führen könnten, sondern auch übereinander. Speziell über die wichtige Frage, wer wem trauen kann.

Blom ist zwar – was sie nicht weiß – schwanger, und zwar wahrscheinlich von Berger, aber die Tatsache, dass sie sich irgendwann im Verlauf der ersten beide Bücher ziemlich nahe gekommen sind, ist offenbar keine vertrauensbildente Maßnahme. Kein Wunder also, dass jede der handelnden Figuren ein bißchen ein lonely wolf ist, wobei das Bild des einsamen Heldens ein wenig überstrapaziert wird – bis hin zu jener Szene, in der Berger einen gefählichen Tauchgang solo absolviert, während vier Profi-Tauchen an Deck des Schiffes zurückbleiben. Und dass, obwohl Berger einräumt, es gehe ihm darum, den Tiefenrausch zu überwinden. Logisch ist das nicht.

Angesichts der Themenvielfalt – es geht nicht nur um Misstrauen und Verräter, sondern um Waffenschmuggel, Söldner, den IS und Rache für die Vergangenheit, um Vatermord und Vatersorgen – ist das Buch stellenweise etwas konfus geraten. Ein solider Thriller mit einem dramatischen Showdown auf einer einsamen Schäreninsel ist dabei allemal herausgekommen. Literaturfreunde können sich freuen: Um den Fall zu lösen, müssen sich die Ermittler mit Shakespeares “Hamlet” und James Joyce “Ulysses” auseinandersetzen. Der Barde im Schwedenkrimi – das ist doch mal was Neues.

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