Mode und (Gift-)Mord - "Blutmond" im Kopenhagener Winter
Düster, kalt und buchstäblich giftig geht es zu in Katrine Engbergs Thriller «Blutmond»: -das liegt nicht nur an der
kühlen Eleganz der Modewelt, in der die Kriminalbeamtem Jeppe Korner und
Anette Werner in diesem dänischen Kriminalroman ermitteln. Ein angeblicher Obdachloser, der in einer
bitterkalten Winternacht tot in einem Park gefunden wird, entpuppt sich
als der bekannte Modedesigner Alpha Bartholdy. Und er erfror nicht,
sondern wurde mit einer ätzenden Flüssigkeit vergiftet.
Bei der Befragung von Zeugen stößt Korner auf für ihn verstörende Informationen - Bartholdy wurde zuletzt in Begleitung von Korners bestem Freund, dem Schauspieler Johannes gesehen. Der scheint zunächst einmal untergetaucht. Als sich herausstellt, dass die beiden Männer eine Beziehung miteinander hatten, katapultiert das den Schauspieler auf der Liste der Verdächtigen nach ganz oben. Korner muss sich von seiner Kollegin fragen lassen, ob er überhaupt in diesem Fall die Ermittlungen führen kann oder als befangen gelten muss. Dann gibt es einen weiteren Mordanschlag mit Abflussreiniger - und wieder wurde das Opfer mit Johannes gesehen.
Dabei ist Korner ohnehin gerade nicht mit sich im Reinen - seine Scheidung und die damit verbundene Depression hat er zwar halbwegs überstanden, aber die Beziehung zu einer deutlich jüngeren Studentin lässt er gleich wieder schleifen. Ohnehin räumt Engberg in ihrem Buch dem Privatleben der Polizisten viel Raum ein - Anette Werner etwa bangt um ihre Gesundheit, die alleinerziehende Kollegin Sara Saidani hadert mit der Tatsache, dass sie immer diejenige ist, die im Innendienst Social Media-Profile überprüft.
Hinzu kommen Nebenstränge wie die Hobby-Ermittlungen der Krimi-Autorin Esther und ihres über 80-jährigen Mitbewohners in bester Miss Marple-Manier. In dem Wunsch, seinen Freund zu entlasten, nimmt sich Korner einer zunächst belächelten Theorie der beiden Amateure an und stößt auf eine Verbindung der Mordopfer.
Freundschaft, Vertrauen, Loyalität - es geht um viel Zwischenmenschliches in diesem Buch, auch um die Konsequenzen von Worten und Taten, um Betrug und Eifersucht. So oberflächlich die schillernde Modewelt mit schönen Menschen und kleinen Marotten wirkt, die Lösung der Giftmorde liegt in einer scheinbaren Kleinigkeit verborgen. Nicht nur die Ermittler, auch die Leser werden in einige Sackgassen geschickt, ehe die Zusammenhänge des Falls klar werden.
«Blutmond» ist atmosphärisch dicht geschrieben, ebenso Psychogramm wie Kriminalroman. Gerade dass das Ermittlerteam Korner und Werner alles andere als glatt und perfekt herüberkommt, macht den Reiz dieser mitunter von ihren persönlichen Problemen abgelenkten dänischen Polizisten aus.
Katrine Engberg, Blutmond
Diogenes-Verlag, Zürich 2019
ca 473 Seiten,
ISBN 978-3-257-07058-3
Bei der Befragung von Zeugen stößt Korner auf für ihn verstörende Informationen - Bartholdy wurde zuletzt in Begleitung von Korners bestem Freund, dem Schauspieler Johannes gesehen. Der scheint zunächst einmal untergetaucht. Als sich herausstellt, dass die beiden Männer eine Beziehung miteinander hatten, katapultiert das den Schauspieler auf der Liste der Verdächtigen nach ganz oben. Korner muss sich von seiner Kollegin fragen lassen, ob er überhaupt in diesem Fall die Ermittlungen führen kann oder als befangen gelten muss. Dann gibt es einen weiteren Mordanschlag mit Abflussreiniger - und wieder wurde das Opfer mit Johannes gesehen.
Dabei ist Korner ohnehin gerade nicht mit sich im Reinen - seine Scheidung und die damit verbundene Depression hat er zwar halbwegs überstanden, aber die Beziehung zu einer deutlich jüngeren Studentin lässt er gleich wieder schleifen. Ohnehin räumt Engberg in ihrem Buch dem Privatleben der Polizisten viel Raum ein - Anette Werner etwa bangt um ihre Gesundheit, die alleinerziehende Kollegin Sara Saidani hadert mit der Tatsache, dass sie immer diejenige ist, die im Innendienst Social Media-Profile überprüft.
Hinzu kommen Nebenstränge wie die Hobby-Ermittlungen der Krimi-Autorin Esther und ihres über 80-jährigen Mitbewohners in bester Miss Marple-Manier. In dem Wunsch, seinen Freund zu entlasten, nimmt sich Korner einer zunächst belächelten Theorie der beiden Amateure an und stößt auf eine Verbindung der Mordopfer.
Freundschaft, Vertrauen, Loyalität - es geht um viel Zwischenmenschliches in diesem Buch, auch um die Konsequenzen von Worten und Taten, um Betrug und Eifersucht. So oberflächlich die schillernde Modewelt mit schönen Menschen und kleinen Marotten wirkt, die Lösung der Giftmorde liegt in einer scheinbaren Kleinigkeit verborgen. Nicht nur die Ermittler, auch die Leser werden in einige Sackgassen geschickt, ehe die Zusammenhänge des Falls klar werden.
«Blutmond» ist atmosphärisch dicht geschrieben, ebenso Psychogramm wie Kriminalroman. Gerade dass das Ermittlerteam Korner und Werner alles andere als glatt und perfekt herüberkommt, macht den Reiz dieser mitunter von ihren persönlichen Problemen abgelenkten dänischen Polizisten aus.
Katrine Engberg, Blutmond
Diogenes-Verlag, Zürich 2019
ca 473 Seiten,
ISBN 978-3-257-07058-3
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